Aktuelle Meldung 15.08.05 | ![]() |
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Kläranlagen / Klärschlammaufbereitung / Verfahrenstechnik
Bundesumweltminister Jürgen Trittin besucht neue Klärschlammaufbereitungsanlage in Gifhorn |
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![]() Ziel dieser neuen Technik in der Klärschlammaufbereitung ist, die wertvollen nur begrenzt verfügbaren Inhaltsstoffe, wie Phosphor, zu erhalten und in den Wirtschaftskreislauf zurückzuführen. Mit dieser Anlage soll eine mögliche Alternative zur nicht unproblematischen Klärschlammverbrennung geschaffen werden, bei der diese knappen Ressourcen einer weiteren Nutzung entzogen werden. Die Inbetriebnahme der Anlage ist für den Herbst 2005 geplant. |
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Das Projekt im Überblick:
2003 Was geschieht bei der Klärschlammaufbereitung in Gifhorn? Wie funktioniert die für Gifhorn modifizierte Klärschlammaufbereitung? 2004 2005 Leistungen Planungsbüro Wittig | |||
Das Projekt im Überblick | |||||
Nach fast zweijährigem politischem Hin und Her und einem zähen Ringen um Fördermittel hat der Abwasser- und Straßenreinigungsbetrieb der Stadt Gifhorn (ASG) es 2003 geschafft, die Fördermittelzusage zu erhalten. Damit ist der Startschuss für den Bau der weltweit ersten Pilotanlage im Industriemaßstab gefallen. Bis dahin war es ein weiter Weg. Es gab Fördermittelzusagen und -absagen, politische Querelen und parteipolitische Entscheidungen, die nicht immer nachvollziehbar waren. Die endgültige Fördermittelzusage des Landes Niedersachsen über 4,2 Millionen Euro ist der erste Sieg, den die ASG zusammen mit den beiden Fachplanern, der Seaborne EPM AG und dem Planungsbüro Wittig, errungen hat. Tatkräftige Unterstützung leistet Herr von der Kammer - 2003 noch bei der Bezirksregierung Braunschweig. | ![]() |
Weltweit erste Pilotanlage im industriellen Maßstab
4,2 Mio. Euro Fördermittel | |||
Damit wird in Gifhorn der Weg beschritten, die wertvollen Inhaltsstoffe des
Klärschlamms unter den Gesichtspunkten der Nachhaltigkeit und unter ökologischen
Aspekten (Grenzwertdiskussion für Klärschlamm) in der Landwirtschaft zu nutzen. Als eine mögliche Alternative zu der
absehbar teuren Einweglösung Klärschlammverbrennung (Quecksilberproblem) kann mit der neuen Klärschlammaufbereitung
eine längerfristige Nutzbarkeit des Klärschlammes in der
Landwirtschaft, besonders unter den Gesichtspunkten der begrenzt verfügbaren Phosphatvorkommen und des Bodenschutzes
erreicht werden. |
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Alternative zur Klärschlammverbrennung | |||
Was geschieht bei der Klärschlammaufbereitung in Gifhorn?
Bei der Aufspaltung des Klärschlammes in seine Bestandteile werden Schwermetalle entfernt und primäre Düngemittel produziert. Wie funktioniert die für Gifhorn modifizierte Klärschlammaufbereitung?
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Die zu realisierende Anlage besteht aus 2 miteinander verknüpften Anlagenteilen, deren chemische Zwischenprodukte
bzw. Abfallstoffe untereinander synergetisch genutzt werden können. Das in den Faultürmen entstehende Biogas soll in
Blockheizkraftwerken verstromt werden, die Abwärme wird als Prozesswärme benötigt. Im Herzstück der Anlage wird
mittels Schwefelsäure bzw. dem noch mit schwefelwasserstoffbehafteten Gas aus den Faultürmen,
der pH-Wert auf ca. 2,7 im Batch-Betrieb abgesenkt. Die Schwermetallionen werden gefällt. Nach diesem Schritt wird
die Biomasse unter Zugabe von Natronlauge neutralisiert und über verfahrenstechnische Komponenten dem System
entnommen, getrocknet und in einem Feststoffbrenner verbrannt.
Die Düngemittelaufbereitung besteht aus einer komplexen Entwässerungseinheit, in der das vorher entstandene
Metallammoniumphosphat-Gemisch (MAP)
auf 66 % entwässert wird. Das Filtratwasser, das bei diesem Vorgang entsteht, wird über ein Nassstripverfahren
geleitet und das Ammonium in Form von
Ammoniumsulfid herausgestrippt, dieses Ammoniumsulfid ist als sehr reiner Stickstoffdünger in der Landwirtschaft
einzusetzen. Der nunmehr entwässerte
sehr reine Phosphat-Rohdünger wird ausgeschleust und als Halbzeug in die Düngemittelindustrie verkauft.
Das überschüssige Prozesswasser läuft der Kläranlage wieder zu und wird gereinigt. Die hierbei entstehende
Mehrbelastung ist nicht nennenswert, da sie
vor allem durch Überschussstickstoff entsteht, der wiederum in der Kläranlage von den Bakterien veratmet werden kann.
Die Anlage ist für eine Kapazität von 140 m³/d ausgelegt. Planungsziel ist die Aufnahme des regulären Betriebes Ende
2005.
Vorgesehen ist, dass die Seaborne EPM AG alle Leistungen die unmittelbar mit dem patentierten Verfahren zusammen
hängen, also den gesamten
Maschinen- und Rohrleitungsbau und die Verfahrenstechnik, bearbeitet.
Das Planungsbüro Wittig, als langjähriger Planer der Kläranlage Gifhorn, ist für die Einbindung des
Seaborne-Verfahrens in den Kläranlagenbetrieb,
die Umgestaltung und Anpassung der Infrastruktur und für den Bau der erforderlichen Halle verantwortlich.
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Anlagenteile synergetisch verknüpft | |||
Zum Jahresbeginn 2004 werden die ersten Bauleistungen, für die das
Planungsbüro Wittig verantwortlich ist,
europaweit veröffentlicht und ausgeschrieben (gesetzliche Vorgabe). Trotz der europaweiten Ausschreibung haben sich
nur deutsche Firmen beteiligt und entgegen aller Befürchtungen sind die Aufträge
nach eingehender fachlicher, wirtschaftlicher und formalrechtlicher Prüfung überwiegend an Firmen aus dem größeren
Umkreis von Gifhorn vergeben worden, sodass die einheimische Wirtschaft von der Baumaßnahme profitiert.
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Regionale Wirtschaft profitiert von Baumaßnahme - trotz EU-weiter Ausschreibung | |||
Problematisch bei der Auswahl der Firmen und der
Auftragsvergabe ist immer wieder,
dass es sich um ein Pilotprojekt handelt und viele Fragen einfach nicht im Vorfeld beantwortet werden können.
Im Rahmen des Planungsfortschritts wird die Pilotanlage zur Klärschlammaufbereitung in enger Zusammenarbeit von
Auftraggeber, der Seaborne EPM AG
und dem Planungsbüro Wittig in einigen Verfahrensschritten gegenüber der ursprünglichen Planung mehrfach verändert
und modifiziert. Die nun ausgeführte Umsetzung des Verfahrens bedeutet für den Bauherrn
günstigere Bau- und Betriebskosten und einen wirtschaftlicheren Betriebsablauf.
Dadurch ist auch eine Verkleinerung der Halle möglich geworden. Die ursprüngliche Planungsvariante, die alten Becken
als Hallenkeller zu nutzen, wurde aufgrund
der Verfahrensänderungen und dem damit einhergehenden geringeren Platzbedarf angepasst. |
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Günstigere Bau- und Betriebskosten durch Modifizierung der Verfahrenstechnik | |||
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Im Laufe der Planungsentwicklung werden dem Planungsbüro Wittig entgegen der ursprünglichen Beauftragung umfangreiche weitere Aufgaben übertragen. Im weiteren Verlauf des Jahres 2004 kommen dann die europaweiten Ausschreibungen für die von der Seaborne EPM AG geplanten Leistungen hinzu. Hier hat das Planungsbüro Wittig die europaweite Veröffentlichung und die formalrechtliche Prüfung für den Auftraggeber, die ASG, übernommen. Baubeginn, also erster Spatenstich, ist am 5. Juli 2004. Begonnen wird mit der Abdeckung der beiden nicht weiter genutzten Belebungsbecken. Im August 2004 kommt der niedersächsische Umweltminister Herr Sander zur feierlichen Grundsteinlegung für die Verfahrenshalle. | |||||
2005 | |||||
![]() Die Submissionen für die letzten verbleibenden Lose finden Anfang 2005 statt. Es zeigt sich, dass es für viele Maschinenhersteller schwierig ist, ihre Technik für ein Verfahren anzubieten, über dessen Produkte keinerlei Erfahrungen vorliegen. Anfang 2005 beginnt der Aufbau der Verfahrenstechnik in der Halle. |
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Kostenreduzierung durch Nassstrippung | |||
Die alten, nicht mehr genutzten, Belebungsbecken sind mit einer Betonplatte
abgedeckt und die Halle darüber
errichtet worden, sodass sie ebenerdig nutzbar ist. Unter der Betonplatte sind die ehemaligen Becken mit Wasser
gefüllt. Diese Wasserfüllung hat gleich drei Vorteile. Erstens ist so während der Bauphase eine kostengünstige
Auftriebssicherung gewährleistet, zweitens dient
dieses Wasser im Brandfall als Löschwasserreservoir und drittens erzeugt dieser Wasserspeicher eine hervorragende
wärmeregulierende Wirkung. Die gesamte
Konstruktion der Halle einschließlich dem Bereich der thermischen Verwertung und der Leitwarte sind nach strengen
Brandschutzvorgaben und den
entsprechenden Explosionsschutzrichtlinien vom Planungsbüro Wittig geplant. Neben dem Hallenneubau für die
Verfahrenstechnik sind weitere umfangreiche
Baumaßnahmen zum Einbinden der innovativen Klärschlammaufbereitung in die vorhandene Kläranlage durch das
Planungsbüro Wittig erforderlich. |
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Neue Halle auf Belebungsbecken errichtet | |||
Leistungen Planungsbüro Wittig
Infrastrukturmaßnahmen:
Verkehrswegebau:
Hallenbau:
Faulturm Umrüstung:
Neubau Blockheizkraftwerk (BHKW):
Heizungssystem:
Örtliche Bauleitung:
SiGeKo:
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Inzwischen ist alles auf einem guten Weg und die Beteiligten sind sich einig, dass der Termin für die Inbetriebnahme im Herbst 2005 eingehalten wird.
Dies ist nicht zuletzt auf die Kompetenz und die gute Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, besonders dem
Auftraggeber, vertreten durch Frau Hoppe und Herrn Bayerle (ASG) zurückzuführen. ewi
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Inbetriebnahme: Herbst 2005 | |||
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